Das sind die 5 schlimmsten Fehler bei der Katzenerziehung:
Katzenpsychologin Theresa Hübner gibt Tipps

Hinweis der Redaktion: 

Dieser Artikel wurde im März 2022 auf RTL News veröffentlicht. Theresa Hübner wurde als Katzenpsychologin dazu befragt, was die schlimmsten Fehler in der Katzenerziehung sind.  

Schlimme Fehler in der Katzenhaltung - Katze Mira an einem Kratzbaum
Katze Mira

Fehler Katzenerziehung #1: Katzen nicht genug beschäftigen

„Viele haben eine Katze, weil sie für einen Hund keine Zeit haben“, erklärt Theresa Hübner gleich zu Beginn des Interviews. Doch Katzen sind keine Dekoartikel, die nur nett auf dem Sofa sitzen – sie brauchen Beschäftigung. Laut Hübner ist es der größte Fehler in der Katzenerziehung. Viele wissen nicht, dass Katzen in der Wohnung chronologisch unterfordert sind. „Mindestens 1-2 Stunden müssen sie geistig oder körperlich beschäftigt werden.“, weiß die Psychologin, die selbst zwei Katzen hat. Wichtig sei dabei, dass Katzenbesitzer ihren Lieblingen viele kleine Spieleinheiten pro Tag anbieten statt einer großen. 10 bis 15 Minuten seien eine geeignete Dauer.

Die Katzenangel sei beispielsweise ein geeignetes Spielzeug für die körperliche Beschäftigung, rät die Expertin. „Je mehr kaputt geht, umso besser“, sagt Hübner. Der Laserpointer hingegen sei weniger sinnvoll, denn beim Hinterherjagen des roten Punktes seien Katzen zwar in Aktion, aber ihnen fehle das Jagderlebnis. Die Beute kann nicht eingefangen werden, was für Katzen sehr enttäuschend ist.

Wer seinen Vierbeiner geistig fördern will, sollte zum Fummelbrett greifen. Das Brett ist ein einfacher Plastikgegenstand, in dem Katzenhalter Trockenfutter oder Leckerlies verstecken können. Die Katze hat dann die Möglichkeit mit ihren Pfoten das Futter herauszukratzen. Hier werden also sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Fehler Katzenerziehung #2: Katzen bestrafen

Katzen sind Meister der Beobachtung. Wenn sie etwas falsch machen, ist das nicht etwa böswillig gemeint, sondern weil sie es nicht besser wussten. Die Tierpsychologin rät deshalb, negatives Verhalten zu ignorieren und positives zu verstärken. Wenn Katzen eines Tages also die Couch zerkratzen, sollte man sie dafür nicht bestrafen, sondern sich selbst fragen, wie es dazu kommen konnte. Gibt es zum Beispiel genügend Kratzmöglichkeiten in der Wohnung? Ist auch der Standort geeignet?

Kratzangebote seien nicht nur wichtig, um die Krallen zu schärfen oder das Revier zu markieren, sondern auch, um Stress abzubauen, so die Expertin. „Wir haben ein Leben außerhalb, eine Katze verbringt aber 24 Stunden in der Wohnung. Eigentlich kommen wir bei ihr zu Gast, nicht umgekehrt.“, erklärt Theresa Hübner. Das heißt: Die Katze sollte sich wohl fühlen. Ratsam ist es deshalb, einen Kratzbaum  in das Wohnumfeld zu integrieren und nicht in der hintersten Ecke aufzustellen. Sobald die Katze den Kratzbaum benutzt, muss sie dann belohnt werden. Das Leckerli verdeutlicht ihr dann, dass sie etwas richtig gemacht hat und trägt dazu bei, dass sie auch in Zukunft eher den Baum als die Couch zerkratzen wird. Denn „Katzen lernen, dass Menschen relevante Informationen für sie haben“, verspricht Hübner.

Fehler Katzenerziehung #3: Das falsche Timing

Bei der Erziehung von Katzen spielt auch das Timing eine wichtige Rolle. Wer seine Katze lobt, muss das rechtzeitig tun. Am einfachsten ist das wieder an einem Beispiel erklärt: Will ein Katzenbesitzer seiner Samtpfote beibringen, das Katzenklo erfolgreich zu benutzen, muss er das Lob oder Leckerli unmittelbar nach dem verrichteten Geschäft erledigen. Verpasst man den Moment, verbindet die Katze das Geschaffte womöglich nicht mit der Belohnung. 

Die Tierpsychologin empfiehlt an dieser Stelle, Katzen mit dem Klickertraining vertraut zumachen. Hierbei wird die Katze auf ein bestimmtes Geräusch konditioniert. Das kann ein Kugelschreiberklicken sein oder ein Geräusch, das mit dem Mund erzeugt wird. Das Geräusch wird dann zusätzlich zum Leckerli ausgelöst und symbolisiert der Katze, dass sie etwas richtig gemacht hat. Der Vorteil am Klickertraining ist, dass man es jederzeit im richtigen Moment anwenden kann und man nicht das falsche Timing erwischt. Denn anders als beim Leckerli muss ein Geräusch mit der Zunge nicht erst aus der Küche geholt werden. Das Klickertraining fordert außerdem wieder den Geist der Katze und hält sie somit zusätzlich beschäftigt.

Fehler Katzenerziehung #4: Das Schnurren falsch deuten

Katzen schnurren nicht nur dann, wenn sie sich wohlfühlen, sondern auch, wenn es ihnen nicht gut geht. „Sie schnurren dann, um sich selbst zu beruhigen“, erklärt Theresa Hübner. „Es gibt Katzen, die schnurren auf dem Tierarzttisch oder sogar Katzen, die im Sterben liegen.“ Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass die Schnurrfrequenz das Knochenwachstum anregt und damit zum Beispiel die Heilung von Brüchen vorantreibt.

Katzenhalter sollten beim Schnurren ihrer Katze also lieber ein Mal mehr hinsehen. Hängen die Ohren des Tieres seitlich runter, ist das ein Indiz für Schmerzen. „Der erste Weg sollte dann der Gang zum Tierarzt sein.“, rät Hübner.

Fehler Katzenerziehung #5: Die Katze am Nackenfell tragen

Kitten werden häufig von ihrer Mutter am Nackenfell getragen. Dies fügt den Tieren keinen Schaden zu, weil ihre Mütter instinktiv wissen, an welcher Stelle sie zupacken können und ihre Jungen in eine Tragstarre verfallen. Generell lassen Katzen sich jedoch nicht gerne tragen, denn sie empfinden das als unangenehm. Für Katzenpsychologin Hübner besteht also kein Grund, die Katze festzuhalten. Nur in unausweichlichen Situationen, wie beim Tierarztbesuch, könne eine Fixierung notwendig sein. Wer dennoch seine Katze tragen möchte, sollte es richtig machen und den Vierbeiner in ein Handtuch oder eine Decke einwickeln. Die Dunkelheit gibt dem Tier dann die nötige Sicherheit.

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